Der feine Unterschied

Der feine Unterschied

9. Januar 2019 0 Von Janey

Egal, ob ich einen Blog über Kinder- oder Hundeerziehung lese, Bücher, soziale Medien durchstöbere oder man sich mit Eltern und/oder Hundebesitzern, Trainern usw. austauscht… es wird immer wieder deutlich, dass all jene, die die feinen, aber dennoch deutlichen Unterschiede zwischen Wunsch und Bedürfnis nicht kennen, genau die sind, die positive, bedürfnisorientierte Begleitung/Erziehung ablehnen und schlecht reden.

Ich fange mal mit einem Beispiel an: stehe ich an einem frisch gedüngten Feld, welches über und über mit Kuhkack ist, kann hier ganz sicher ein Interessenskonflikt zwischen mir und meinen Hunden aufkommen. Aber Hunde, die sich in Kuhscheiße wälzen und danach mit mir ins Haus wollen, haben bei uns Probleme mit den Hausregeln. Ich habe schlichtweg keine Lust auf stinkende, dreckige Hunde in meinem Haus. Stirbt mein Hund, wenn ich ihm diesen WUNSCH für immer verwehre? Ganz sicher nicht, er wird enttäuscht sein, das ist sein gutes Recht. Hat der arme Hund dann noch einen Besitzer, der ihn zusammenfaltet, nur weil er seinen Wunsch deutlich macht, macht dieser Umstand das Leben gleich doppelt schwer.

Und nun ist aber die Frage, wie ich die Wünsche meiner Lieben verneine, bzw. ihnen klar mache, dass ich das nicht möchte. Und der für mich springende Punkt ist hier die Konsequenz! Und die Alternativen, die ich geübt habe. Dann bin ich fair, in gefährlichen Situationen beschützend und verlässlich.

Der rein positive Umgang ist ja immer wieder in Verruf, alles zu erlauben, es wird behauptet Kinder und Hunde tanzen einem auf der Nase rum. Babys, egal ob 2 Beine oder 4 Pfoten, bekommen in unserem Haushalt Bedürfnisse, nämlich alle Dinge, die zum Tode führen würden, wenn man sie eine gewisse Zeit verneinen würde! sofort, und ich meine tatsächlich binnen Sekunden erfüllt. Auch wenn das stressend sein kann, ICH habe mir die 4 Pfoten geholt, sie standen nicht mit gepacktem Köfferchen vor meiner Haustür und ICH habe mich für die 2 Beine entschieden. Und genau deshalb, habe ich mich auch verpflichtet, die Bedürfnisse im Babyalter sofort zu bedienen.

Die Hirnentwicklung führt dann dazu, dass die Interaktion, die Kommunikation und schlichtweg zum Beispiel auch der Schließmuskel besser funktionieren. Dann, ja dann kann man beginnen Bedürfnisse etwas nach Hinten zu verschieben. Aber noch mal, Bedürfnisse kann ich nicht ewig verwehren! Essen, Trinken, Sozialkontakt, Schutzbedürfnis, all das muss bedient werden, weil es sonst zum Tode führen würde.

Wünsche können und dürfen sich an den Alltag und die Familiensituation/-konstellation anpassen. Aber auch hier rate ich immer zu einem Perspektivwechsel. Der schafft nämlich Empathie und aus der Haut des anderen entschieden, fällt einem dann auf, dass Wünsche nie erfüllt zu bekommen, keine guten Nerven machen. Umgekehrt aber, wer weiß, dass Person XY mir meine Bedürfnisse immer postwendend erfüllt, der kann auch mal auf einen Wunsch verzichten oder auf diesen warten.

Im Zusammenleben mit meiner Familie bedeutet das zum Beispiel, dass ich mir bewusst darüber bin, dass die neue Familiensituation natürlich für meine Hunde ebenso stressend ist. Der Alltag ist ganz anders, die Kopfarbeit viel weniger etc. Deshalb habe ich mir genau angeschaut, wer hat welche Bedürfnisse und diese bekommen alle 3 tatsächlich täglich erfüllt. Damit habe ich einen großen Klops weniger im Magen, und ich weiß, dass die Hunde schon mal ein Grundwohlgefühl haben. Danach habe ich für jeden eine Hitliste der Wünsche gemacht, denn so kann ich bewusster mit ihnen umgehen. Hier und da noch erfüllte Wünsche und sie haben es trotz neuem Alltag doch wirklich gut getroffen bei uns.

Ein anderes Beispiel aus unserem Alltag ist das Bedürfnis nach Nähe, es muss und wird hier für alle erfüllt. Sicher geht das zeitlich nicht täglich in vollem Umfang, wie die erwachsenen Hunde sich das wünschen, aber es kann und wird nicht ständig verwehrt, wenn es gezeigt wird. Schwer fällt es dann, wenn der mir eigentlich engste Hund, diese Zeit alleine mit mir braucht. Aber auch hier finden sich doch Lösungen, wir haben die Hausregel: „das Bad ist Hundefrei“ gestrichen, nun kommt Timon öfter mit mir ins Bad und hat so Einzelzeit. Man muss nur immer wieder bereit sein, den Alltag zu hinterfragen und schon eröffnen sich einem neue Wege. Braucht ihr Ideen? Habt ihr scheinbar unlösbare Situationen, dann schickt mir gerne einen Kommentar.