Der Kinderwagengruß

Der Kinderwagengruß

11. Februar 2019 0 Von Janey

Wenn ich jetzt etwas über den Motorradfahrergruß schreiben würde, jeder wüsste wovon ich spreche. Ein leichtes Kopfnicken, ein paar Finger zur Seite gestreckt, falls möglich kurzer Blickkontakt und alles ist gesagt. Sekundenschnell. Sehr leise! Und jeder weiß, was damit gemeint ist. Ich habe mich sehr, viel zu oft in den letzten 14 Monaten gefragt, warum gib es einen solchen, ÜBERALL bekannten! Kinderwagengruß eigentlich nicht?! Wie ich auf sowas komme?

Tja, wenn man ein Kind hat, was die Sache mit dem Schlaf etwas speziell nimmt, dann kommt es zu diesen Gedanken. Lina braucht viel Schlaf, kann sich den aber nicht einfach so holen. Ich habe uns zwei tatsächlich letzten Monat einfach mal fast einen Tag im Schlafzimmer geparkt. Der Versuch, irgendwann schläft sie, egal was kommt scheiterte. Sie fiel am Ende im Sitzen einfach um wie ein Sack Reis, aber kämpfte wie ein tapferer Krieger gegen den Schlaf und schaffte es. Mich auch, ich gab auf, zurrte sie in die Trage und 3 Sekunden später konnte sie endlich schlafen.

Die ersten Monate konnte Lina nur schlafen, wenn sie im Tuch, mit Brust im Mund an meinem Herz geparkt war und ich stundenlang umherlief, sobald ich mich hinsetzte oder –legte, wachte sie auf und konnte dann nicht weiter schlafen. Ablegen scheiterte jedes Mal und da danach den restlichen Tag jedes Mal eine Mordsstimmung im Haus war, versuchte ich es auch nicht mehr. Panik, nackte Panik hielt mich ab. Auf mir liegend, mit Brust im Mund und Ohr direkt auf meinem Herzen funktioniert auch. Wollte mein Rücken nach den entzückenden Nächten aber meist nicht.

Kinderwagen, das ging bei Mama nie. An der Bar stehen, den Lieblingsdrink im Blick, aber keine Bestellung aufgeben dürfen war zum aus der Haut fahren. Also lief ich wieder mit Kind im Tuch am Waldrand entlang, oder den Flur auf und ab. Der heiße Sommer letztes Jahr brachte Erleichterung. Motti war es zu warm und sie empfand den Wagen als Wohltat. Das traf sich gut, denn genau zu dieser Zeit hatte ich eine schöne Gürtelrose… Jetzt muss ich sogar beim Schreiben über meine Hoffnung von damals lachen. Ich dachte, nun beginnt die Zeit, wo ich ein schlafendes Kind im Wagen liegendin der kühlen Hundetrainingshalle, oder im Vorgarten parke, und Mutti trinkt Kaffee, liest oder arbeitet die Stapel im Büro ab. Haha, das Kind wachte wie ein Schweizer Uhrwerk nach 15 Minuten knatschig auf. Tag gelaufen. Der Wagen muss sich bewegen! Das war die einzige Möglichkeit, wie sie ihren Schlaf bekam. Na super, also lief ich, am Wald entlang, lange Hundespaziergänge, ging Joggen usw.

Und eben auf genau diesen Touren passierte es immer wieder, es begegneten mir Menschen, die fast schon ein „Servus, Hallo!“ in mein Gesicht brüllten. Oder in den Wagen schauen wollten. Und mich laut fragten ob das Baby denn schläft. Ääääääääh. Jetzt nicht mehr. Danke auch. Tag gelaufen! Ich änderte also meine Körpersprache. Stur auf den Boden blickend, mit nackter Panik auf der Stirn sichtbar, Angstschweiß unter den Achseln, Stechschritt. Es brachte NICHTS. Wirklich keine Besserung. Und da war er dieser Wunsch, der Wunsch nach einem Kinderwagengruß. Nach einem STILLEN Kinderwagengruß. Und warum machen das sogar Kinderwagenschieber nicht einmal. Also außer mir.

Also bitte teilt diese Idee, wir müssen uns doch gegenseitig helfen auf diesen Irrwegen der Erstelternschaft.

Da jetzt ja Winter und kalt ist… bin ich wieder am Schleppen. So auch gerade. Schweigende, ganz stille Grüße (also Kopfnicken) von mir an alle Superschläfereltern da Draußen.