Working Mom

Working Mom

27. Februar 2019 0 Von Janey

Working-Mom, egal ob ja oder nein, Mama macht es falsch und es gleicht einem heiklen Drahtseilakt. Mütter-Bashing ist gerade in. Vor allem und das fast am Schlimmsten, in der Internetwelt. Das Bewerten anderer Familien finde ich nicht nur schlimm und sehr oft unter der Gürtellinie, ich finde es aber vor allen Dingen unangebracht, nicht wohlwollend und grenzüberschreitend. Und deshalb nicht verändernd und gewinnbringend.

Jede Familie wäre eben eine andere Familie, würde man auch nur eine Person austauschen. Natürlich. Jeder hat andere Gedanken und Wichtigkeiten. Wie sollte es auch anders sein. Wenn zwei erwachsene Menschen samt Anhang einen für sie persönlich passenden Konsens finden müssen, dann passt der eben nur für diese eine Familie.

Ich habe eine große Erkenntnis in den letzten Jahren des Elternwerdens bekommen: Elternschaft ist die Fähigkeit jeden Tag neu planen zu können. Sich neu auf Situationen einstellen zu müssen und den funktionierenden Plan von gestern eben für das neue Heute verändern zu müssen. Und zu diesem veränderten Plan dann auch zu stehen. Das kostet alles Kraft, vor allem ungeahnte emotionale Kraft. Deshalb sollte man es anderen nicht auch noch durch Fragen zu den Entscheidungen oder gar durch Anfeindungen zusätzlich schwer machen. Ich tausche mich über unsere Entscheidungen gerne aus oder nehme Denkanstöße dankend an, das aber ausschließlich von mir nahen Personen. Wenn sie wohlwohllend mit mir umgehen.

Es gibt Fakten zu den Auswirkungen auf Kinder, die unter 3 Jahren fremd betreut werden. Und noch mehr persönliche Meinungen zu diesem brisanten Thema. Dennoch gibt es Gründe, die dazu führen können, dass man trotz Faktenlage anders handeln muss oder möchte. Aber das geht dann eben nur die betroffene Familie etwas an. Und es gibt Gründe, die den Eltern keine Wahl lassen. Dieses Müssen ist schlimm genug, wenn man eben zu einer Entscheidung gezwungen ist, nicht selbstwirksam handeln kann. Selbstwirksamkeit schüttet Glückshormone aus, diese machen stark und euphorisch. Beim Müssen fehlen entsprechende Hormone, man steht zu dieser Entscheidung ganz anders. Und genau deshalb sind Eltern bei diesem Punkt so angreifbar. Man hadert eh mit sich aufgrund dieser gezwungenen Entscheidung.

Ein anderer mir wichtiger Aspekt ist das völlige Aufopfern von Müttern. Jede Mutter tut das, hormonell und naturbedingt, dennoch bin ich der Meinung, dass kein Kind der Welt etwas von einer unglücklichen, bis in die Grundfesten erschöpfte, depressive Mutter hat. Wir alle sind nicht nur Mütter, eben auch individuelle Persönlichkeiten, Menschen. Dieses Individuelle möchte ich meinem Kind vorleben, und zwar positiv und glücklich. 

Bei unserer Entscheidung war meine Selbständigkeit die Schwierigkeit. Ohne finanzielle Stütze blieb mir nichts anderes, als nach 6 Wochen wieder arbeiten zu gehen. Steht das so alleine da, klingt es negativ. Sieht man sich aber alles an, spielen ganz viele positive Dinge hinein, die fremde Bewerter gar nicht sehen und wissen können. Mein Mann hat sich für Teilzeitjob und Elterngeld entschieden, um ganz viel für unser Kind da zu sein. Klar heißt das weniger Geld in der Familienkasse, aber es heißt eine enge Verbindung zum Kind. Das war unser Wunsch. Und da ich meinen Job über alles liebe, waren die paar Stunden Arbeit zwar anstrengend so früh und oftmals ein Drahtseilakt, aber emotional für mich wichtig. 

Und die Punkte, die niemand wissen und planen konnte, mussten wir aushandeln, neu planen und dabei eben unseren Job als Eltern lernen. Motti mag weder Flasche noch Schnuller, aber die Trage liebt sie. Also war Plan A: Abpumpen und bei Papa lassen, nicht möglich und es wurde Plan B: weniger Stunden mit Kind in der Trage arbeiten. Und manchmal Plan C: Papa wartet mit Kind im warmen Wohnmobil da wo ich arbeite und ich komme zum Stillen und Kuscheln. Und irgendwann kamen Plan D und E und… dazu. Also welche fremde Person sollte da Einblick genug zum Bewerten haben? Richtig, niemand! 

Natürlich machen Eltern Fehler. Natürlich geht es manchmal besser, aber wir tun alle unser Bestes in eben diesem Moment. Verbessern kann man immer und sollte man, das passiert aber nur über positiven, wohlwollenden Austausch und nicht gemeinen, verletzenden Druck. In den sozialen Netzwerken heißt es dann gerne, dass man kein Kind hätte bekommen sollen, wenn die Mutter es vor dem dritten Lebensjahr abgeben muss. Ich kann nicht glauben, dass nur reiche Menschen Nachwuchs bekommen können, weil es allen anderen Kindern unmenschlich schlecht geht. Gute Betreuung hat viele Gesichter, und es gibt sie, wenn man immer genug Augen, Ohren und Liebe für die hat um die es dabei geht, die kleinen Menschen. Auf sie sollte gehört werden, dann erkennt man auch, ob aus Plan A eben ein anderer werden muss.